Auszüge aus Edward Salim Michaels Lehre

Edward Salim Michael
1998

Es handelt sich um eine neue, aber gleichzeitig tief traditionelle Formulierung der ewigen Philosophie, wie sie im Werk gleichen Namens von Aldous Huxley dargelegt wird. So wie er für gewöhnlich ist, ist der Mensch von seiner Quelle abgeschnitten. Er muss diese Quelle durch eine direkte Erfahrung in seiner Meditation erkennen, anders gesagt, Erleuchtung erfahren. Dies ist das Ziel des Lebens und dieses Ziel kann nach dem Tod nicht erreicht werden, denn wir brauchen die Bedingungen der manifestierten Welt, um dahin zu kommen. Die größten Mystiker der verschiedenen Religionen haben alle dieses Ziel verfolgt; ihre Schriften berichten von der Ähnlichkeit ihrer höchsten Erfahrung.

Edward Salim Michael richtet seine Lehre an den Sucher oder den Aspiranten, der, so sagt er: „jemand ist, der sich auf einem spirituellen Weg befindet, um zu versuchen, seine „Wahre Identität“ zu finden, einen Zustand „Weiten Leuchtenden Bewusstseins“, bereits in ihm gegenwärtig, aber verdunkelt durch seinen gewöhnlichen Geist und durch die Wolken seiner unaufhörlichen Gedanken; es ist ein Mann oder eine Frau, der bzw. die um Erleuchtung und um Befreiung kämpft. „

1 – Die Potentialität einer inneren Evolution

Der Mensch trägt in sich die Potentialität einer inneren Evolution, durch die allein er das Glück und die Vollständigkeit finden kann, denen er außen vergeblich nachläuft.
Bewusst oder unbewusst lebt man in einer ständigen Unzufriedenheit. Die Freuden sind flüchtig, die Lebewesen und die Dinge unvollkommen. Unser zerbrechlicher Körper, der ernährt und geschützt werden muss, unterliegt Krankheit, Alter und Tod. Man ist unaufhörlich in einem geistigen Universum verloren, voller Sorgen, die sofort aufgelöst werden sollen, und so geht das Leben dahin bis zu dem Tag, wo der Tod sich vor einem erhebt, ohne dass man den Sinn der Reise auf dieser Erde verstanden hätte, noch was uns nach dem Zerfall unseres physischen Körpers erwartet.
Nun trägt der Mensch Potentialitäten in sich, die ihm erlauben, die Antworten auf das Geheimnis dieser Welt und gleichzeitig die letzte Befriedigung zu finden, der er vergeblich hinterher läuft. Es ist ihm möglich, zu anderen Bewusstseinsebenen zu gelangen und so seine Göttliche Quelle zu entdecken, von der er für gewöhnlich getrennt ist. Diese Quelle durch eine direkte Erfahrung zu erkennen, anders gesagt, Erleuchtung zu erfahren, ist das Ziel des irdischen Lebens. Dieses Ziel kann nach dem Tod nicht erreicht werden, denn wir brauchen die Bedingungen der manifestierten Welt, um dorthin zu kommen.

2 – Erwachen aus einem nebelhaften Zustand inneren Geschwätzes

Um zu dieser Erfahrung zu gelangen, muss der Sucher aus dem nebelhaften Zustand inneren Geschwätzes erwachen, in den er getaucht ist und den er als normal ansieht. Er muss sich des automatischen Flusses unkontrollierter Gedanken bewusst werden, die in seinem Geist pausenlos aufeinander folgen.

3 – Einen Moment echten Gegenwärtigseins erkennen

Einen Augenblick echten Gegenwärtigseins zu erfahren, ist möglich dank einer speziellen Konzentration, die man mit Übungen erzielt, wie sie Salim Michael in seinen Werken beschrieben hat. Der Sucher wird nämlich nur durch diese kontinuierlich durchgeführte Konzentration den Unterschied zu seinem üblichen Zustand fühlen können und wird zu fühlen beginnen, auf welche Weise er für gewöhnlich in sich „stirbt“, ohne es zu wissen.

4 – Die entscheidende Rolle der Aufmerksamkeit

Von dem Augenblick an, wo der Aspirant klar den Unterschied sieht zwischen seinem üblichen Zustand des „Tagschlafes“, in dem er passiv den Gedankenassoziationen und Bildern folgt, die sich in seinem Geist pausenlos aneinanderreihen, und einem anderen Zustand des Seins, wo er aufmerksam, gegenwärtig und seiner selbst auf eine Weise bewusst ist, die ihm ungewohnt ist, wird er wissen, in welche Richtung er seine Bemühungen lenken muss.
Er wird nun selbst die Schwierigkeit sehen, in diesem Zustand innerer Gegenwärtigkeit zu bleiben, denn der mindeste Gedanke, die geringste Sorge, der flüchtigste Wunsch genügen, ihn erneut wegzutragen und ihn wieder in seinen „Tagschlaf“ versinken zu lassen.

5 – Der innere Ton, der Nada

Der Sucher braucht eine Stütze für seine Konzentration. Die körperliche Empfindung und die Aufmerksamkeit auf die Atmung stellen zwei exzellente Mittel dar, um in einem kontinuierlichen Jetzt zu sich zurückzukommen. Außer diesen beiden Stützen gibt es noch eine besonders wirkungsvolle, um das innere Geschwätz zu reduzieren; es handelt sich um den inneren Ton, den Nada, wie man ihn in Indien nennt, der im Inneren der Ohren und des Kopfes gehört werden kann.
Dieser innere Ton, in buddhistischen und hinduistischen Traditionen bekannt, wird in der Shurangama Sutra als das Mittel schlechthin angesehen, um Erwachen zu erreichen. Auf dieses spezifische Mittel hat sich Salim Michael gestützt, um das Erwachen zu erfahren.

6 – Die Meditationspraxis

Für eine bestimmte Zeit am Tag bewegungslos zu verharren, ist notwendig, um sich von den Eindrücken freizumachen, die ständig aus der Außenwelt auf einen einstürmen, und um innerlich in einem kontinuierlichen Jetzt leer und verfügbar zu bleiben. Das fordert vom Sucher eine stete Aufmerksamkeit und einen Verzicht auf Gedanken, die nicht aufhören werden, in ihm aufzusteigen und sich seinem Wunsch, konzentriert zu bleiben, zu widersetzen.

Textauszüge

7 – Körper, Geist und Gefühl vereinen

Der Sucher wird bei diesem subtilen Kampf mit sich selbst eine große Hilfe bekommen, wenn er die Wichtigkeit der Vereinigung von Körper, Geist und Gefühl versteht. Für gewöhnlich ist man immer in sich geteilt. Man muss lernen, ganz zu sein – wenigstens manchmal -, wenn man hoffen möchte, eine gewisse Schwelle in sich zu überschreiten, indem man sich von dem löst, was man gewöhnlich ist.

8 – Gewohnheiten und Tendenzen

Trotzdem werden in ihm Widerstände entstehen, die aus der Gewohnheit und der Schwere herrühren. Durch das Verstehen dessen, was für ihn auf dem Spiel steht, wird es ihm gelingen können, sein Interesse zu mobilisieren, um diese Weigerungen zu überwinden, die noch lange Zeit nicht aufhören werden, sich in ihm zu erheben.

9 -Vorbereitung auf den Tod

Wenn der Sucher es schaffen wird, lange genug konzentriert zu bleiben, wird es ihm möglich sein, wenigstens die ersten Anzeichen eines (Bild-)schirms leuchtenden Bewusstseins zu erkennen, der sein wahres Sein ist. Er wird dann erkennen, dass es ihm möglich ist, ohne seinen Körper zu existieren, was eine unschätzbare Hilfe darstellen wird, um dem entscheidenden Augenblick zu begegnen, in dem er seine körperliche Hülle verlassen muss.

10 – Der Sinn für das Geheimnisvolle

Um sein Üben lebendig zu erhalten, muss der Sucher sein Interesse stimulieren und erneuern, indem er den Sinn für das Geheimnisvolle kultiviert.

11 – Früchte der Übung

Wenn es dem Aspiranten gelingen kann, einen Zustand intensiven Selbst-Gegenwärtigseins aufrechtzuerhalten, und zwar sowohl in der Meditation als auch im tätigen Leben, wird er beginnen, die Barrieren von Zeit und Raum zu überschreiten und spirituelle Erfahrungen zu machen, die sein Verständnis von sich und von der Welt, die ihn umgibt, für immer transformieren werden.

12 – Erleuchtung ist nicht Befreiung

Es gibt verschiedene Grade der Erleuchtung. Wenn der Aspirant diese Erfahrung gemacht hat, d.h., wenn er ohne möglichen Irrtum wenigstens zu einem gewissen Grad den höheren Aspekt seiner Natur erkannt hat, wird sich seine Arbeit trotzdem auf einer anderen Ebene fortsetzen müssen. Die Erleuchtung ist nämlich noch nicht seine Befreiung. Er wird von da an geduldig kämpfen müssen, um immer wieder zu diesem reinen leuchtenden Bewusstseinsschirm (der als leere Projektionsfläche für Gedanken und Bilder zu verstehen ist – Anm. d. Übers.) zurückzukommen, den er in sich erkannt hat, bis es ihm gelingt, dort permanent zu bleiben. Erst dann wird er die Befreiung von seinem üblichen Zustand des Seins und Bewusstseins erlangt haben und wird den Tod besiegt haben, der nicht auf der physischen Ebene liegt.

Auch wenn alle großen spirituellen Traditionen die Schwierigkeit der Aufgabe bestätigen, ist es dennoch möglich, sie zu bewältigen, wie Edward Salim Michael es getan hat.

Der von Edward Salim Michael gelehrte Weg ist der, dem er selbst gefolgt ist. Ohne jedes Dogma, ist er gekennzeichnet durch persönliches Verstehen und direkte Erfahrung.
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