Hindernisse für die Erleuchtung und die Befreiung

Erfahrung: das ist das Meisterwort Edward Salim Michaels – verstehen, fühlen, jenseits von Worten, durch eine unmittelbare innere Erfahrung. Was sind daher die Hindernisse für die Erleuchtung und die Befreiung?

Was hindert uns daran, mit unserem wirklichen Ich in Kontakt zu treten?

Es genügt nicht zu wollen, es sind Praktiken , konkrete Werkzeuge nötig, um die Automatismen zu verlangsamen, die uns konditionieren, und um die Grundmuster entfremdender Gedanken ausfindig zu machen.

Der Autor leitet uns durch die Fallstricke, denen man auf dem Weg unweigerlich begegnet. Daher ist es unerlässlich, das innere Reden, diese kleine Stimme in uns, die nie verstummt, die kommentiert und bis zur Besessenheit wiederholt, zu erkennen, sich von ihr zu distanzieren und geschickte Mittel anzuwenden, um sie zum Schweigen zu bringen.

Die Hindernisse zu identifizieren und mit Verständnis an sie heranzugehen, um einen anderen Zustand des Seins und des Bewusstseins zu erfahren, durch den es möglich ist, den Sinn von Leben und Tod auf eine andere Weise zu erfassen, ist auf dem Weg zur Befreiung entscheidend.

Inneres Geschwätz (Kapitel 7 – Die Fallstricke auf einem spirituellen Weg)

Das Studium seiner selbst wird einem ernsthaften Sucher enthüllen, dass es unter den verschiedenen Manifestationen seiner niederen Natur die wiederkehrenden Gedanken, und je nach Typ und Temperament, die Arten von innerem Geschwätz sind, die auf seinem Weg zu seinem fürstlichen ich eine größere Hürde bilden. Sie hindern ihn daran, in sich eine andere Existenzform zu entdecken, frei von Zeit und Raum.

Wenn ein Aspirant wirklich aufrichtig ist in seinem Wunsch, die Hindernisse zu erkennen, die ihn vom Licht seiner himmlischen identität abschirmen, muss er eine besondere Einstellung finden, die ihm erlaubt zu akzeptieren, dieses merkwürdige innere Gerede zu sehen, das den größten Teil seines Tages in ihm abläuft, sogar dann, wenn er sich voll mit seinen täglichen Aktivitäten beschäftigt wähnt.

Das Problem, sich von seinem inneren Reden lösen zu können, besteht in der doppelten Tatsache, dass man einerseits so damit identifiziert ist, dass es sich als schwierig erweist, es konkret fassen zu können, und dass es andererseits im Menschen ein seltsames Phänomen gibt, nämlich, sich in dem, womit man sich innerlich beschäftigt, verloren zu fühlen. Er reagiert, als ob sein Leben ohne diese unaufhörliche Aktivität in ihm leer werden würde. Da er in Unkenntnis des anderen Aspektes seiner Doppelnatur lebt, wird er unwiderstehlich getrieben, sich in fieberhaften Tätigkeiten (inneren und äußeren) zu verlieren, von denen er abhängt, um sich seines Daseins zu versichern und es zu empfinden. Er fürchtet, etwas in sich loszulassen, aus Angst, sich nicht mehr wiedererkennen zu können.

Wenn man zu jemandem sagt, er solle das loslassen, worüber er gerade innerlich grübelt, wird er vielleicht antworten: „Ich kann nicht.“ Sollte er nicht lieber sagen: „Ich möchte das nicht?“ Ein solches Loslassen wird unweigerlich eine Leere in ihm erzeugen, die das Mittel darstellt, um anfangen zu können, jenseits der Zeit zu leben. Aber wenn er sich plötzlich mit der Empfindung konfrontiert sieht, die ihm die Tatsache, „jenseits der Zeit zu leben“, verschafft (eine Empfindung, die zeitweilig seinen üblichen Zustand des Seins und seine gewohnte Weise, sich zu erleben, auslöscht), fühlt er sich verloren, ja sogar erschrocken.

Solange der Sucher noch nicht das „Gravitationszentrum“ in sich kennt, zu dem er sich hinwenden muss, um seinem Leben einen Sinn zu geben und um die chaotischen Manifestationen seines Geistes zu beenden, wird er unausweichlich schwach bleiben. Und da er es nicht schaffen können wird, sozusagen in sich „gesammelt“ zu sein, werden seine Energien gegen seinen Willen in alle Richtungen zerstreut sein.

Wenn einmal ein inneres Gespräch angefangen hat und der Aspirant dem Glauben geschenkt und sich damit identifiziert hat, und wenn er nun versucht, sich davon loszureißen, um dem ein Ende zu setzen, wird sich etwas in ihm hartnäckig weigern, darauf bestehend, erst das zu beenden, was er sich gerade erzählt, bevor er zustimmt loszulassen. Jedoch wird dieser unkontrollierte Prozess, der in ihm abläuft, in diesem Stadium nicht stehen bleiben. Denn wenn er nicht klug genug ist, um die langfristigen Schäden, die diese unfreiwilligen Reden in seinem Wesen anrichten können, zu begreifen und um zu versuchen, ohne Zögern Schluss damit zu machen, wird er seinen Monolog wieder anfangen wollen, um dem, was er anfänglich sagen wollte, ein ergänzendes Detail hinzuzufügen, das er vergessen zu haben schien,… und das endlos so weiter.

Sich aufmerksam prüfend, wird er vielleicht herausfinden, dass der Großteil seines inneren Geredes (das häufig mit allen möglichen Fantasien verbunden ist) sich nicht nur als trügerisch erweist, ziellos und belanglos, sondern sehr oft den Versuch einer Rechtfertigung darstellt, dazu bestimmt, ein bewusstes oder unbewusstes Schuldgefühl zu beschwichtigen, das aus einer unüberlegten Tat oder einem unbedachten Wort herrührt – eine Rechtfertigung, die keinen Bezug zur Realität oder der ursprünglichen Situation haben kann.

Vielleicht erkennt der Sucher anfangs nicht, was ein solches spirituelles Abenteuer an Arbeit und an beharrlichem Studium seiner selbst beinhaltet, beide notwendig, um ihm zu erlauben, auf dieser schwierigen inneren Reise zum himmlischen aspekt seiner Doppelnatur ohne Verzug voranzukommen. Um sich von den schädlichen Hemmnissen, die er in sich antrifft, freimachen zu können, braucht er am Anfang bestimmte Stützen; und unter den verschiedenen Stützen ist es ihm möglich, den Nada zu benutzen (diesen besonderen Ton, der im Inneren seiner Ohren und des Kopfes zu hören ist und auf den früher Bezug genommen wurde), um sich vor diesen unerwünschten Stimmen in sich zu schützen.

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Durch ein vertieftes Studium seiner selbst wird der Aspirant nicht nur die Nichtigkeit dieses inneren Geredes feststellen, sondern auch dessen oft negativen Charakter. Denn wenn er sich in der Situation oder in der Gegenwart der Person findet, die er sich vorgestellt hat, als diese inneren Kommentare in ihm abliefen, wird er zu spät merken, dass die Handlung oder die Rede, die er vorbereitet hatte, nicht mehr der Wirklichkeit des Augenblicks entspricht und ihm hinterher sogar Probleme machen würde, wenn er darauf bestehen würde, sie in die Tat umzusetzen.

Wenn sich dieses innere Gerede um negative Themen dreht, besteht die Gefahr, dass es, wenn jemand dem ständig nachgibt, zu einer selbst-zerstörerischen Besessenheit (wie man häufig genug bei alten Menschen feststellen kann) und zu einer Quelle des Leidens wird, und zwar sowohl für ihn als auch für die, die sein Leben teilen oder mit ihm arbeiten und die, auf gewöhnlich geheimnisvolle und unbegreifliche Weise, von den äußerst intensiven Gedanken oder Empfindungen berührt werden, die er in einem bestimmten Moment in sich hegen mag.

Welcher Art das innere Reden auch sein mag, das im Aspiranten abläuft, sei es negativer oder auch positiver Natur, so muss er die Kraft in sich finden, sich schnell davon frei zu machen. Denn solange dieses innere Reden sich weiter in ihm manifestiert, hält es ihn in der Zeit gefangen, ihn daran hindernd, sich zu höheren Ebenen des Bewusstseins in seinem Wesen zu erheben, um seinen ursprünglichen zustand zu erreichen – einen heiligen zustand, der unabhängig von Zeit und Raum ist.