In England anlässlich der Erstausgabe von Der Weg der inneren Wachsamkeit erschienen:
Buchrezension 1 –
Unter den Neuerscheinungen über spirituelle Entwicklung stößt man nicht oft auf ein Buch, das irgendetwas Neues zu sagen hat – Gemeinplätze ertönen nur zu vorhersagbar. Aber hier haben wir eine Ausnahme, ein Buch, das wirklich einige frische Einblicke in die spirituelle Praxis und tatsächlich einige Übungsvarianten bietet, denen der Leser vielleicht noch nicht begegnet ist.
Buchrezension 2
Bei der Besprechung eines Buches mit einer spirituellen Lehre, wie dieser, wird man mit einer tiefen Unruhe in sich konfrontiert. Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen auf dieser Erde, die in der Lage sind, die Darbietung der Lehren dieses Autors von einem gleichen oder höheren persönlichen Entwicklungsstand aus zu beurteilen. „Worüber man nichts weiß, darüber soll man schweigen.“ Was so viel heißt wie, dass mich dieses Buch mit seiner Kraft und Integrität beeindruckt hat. Das zentrale Thema der Lehre ist die absolute Notwendigkeit persönlicher Ehrlichkeit, eine spirituelle „Hygiene“, die eine notwendige Vorbereitung und ein konstanter Faktor für jene ist, die vom Wunsch nach Befreiung von Unwissenheit getrieben werden – welche die Sünde der Selbstvergessenheit ist. So muss der Buchrezensent die Position einer ehrlichen und kritischen Begegnung mit dem Autor einnehmen, ohne zu versuchen zu beurteilen, was nicht beurteilt werden kann.
Salim Michael, der keine offizielle Schulausbildung erhalten hat, hat sein Leben der Suche nach spiritueller Erleuchtung und später der Unterweisung eines kleinen Kreises von Schülern in Paris gewidmet. Das Verfassen dieses Buches dauerte vier Jahre voller schmerzlicher Kämpfe, angetrieben vor allem von dem Wunsch, seinen Schülern, sowie einer spirituell verlorenen, gequälten Menschheit nach seinem Tode etwas von seiner Lehre zu hinterlassen. Die Belohnung für diese Arbeit der Liebe ist ein Werk, das klar und einfach geschrieben ist und durch welches das Licht der spirituellen Erfahrung und der Entwicklung des Autors scheint, trotz gewisser schmälernder Sprachfaktoren.
Salim Michaels Hintergrund und Lehre ist in der hinduistischen Yogatradition verankert. In Struktur und Inhalt ist dieses Buch jedoch mit alten Werken verwandt, die legendären Lehrern zugeschrieben werden, und zwar in dem Sinne, dass es nicht direkt spezifische Techniken behandelt, sondern grundlegende Themen der inneren Haltung und der Herangehensweise an eine spirituelle Entwicklung. Wenn man sich das vergegenwärtigt und sich daran erinnert, dass das Buch indirekt ein Bericht über die eigenen Kämpfe des Autors ist, spricht das Buch all jene an, die die unbeschreibbare Anziehungskraft des Göttlichen in sich fühlen, und nicht nur den Aspiranten des Yoga. Leser, die mit der Philosophie und der Lehre des Yoga vertraut sind, werden Vieles wiedererkennen, aber auch diejenigen, die jenseits von Doktrin, Dogma und intellektuellem Verstehen nach der persönlichen Erfahrung des göttlichen höheren Selbst suchen, das in allen Menschen wohnt. Quaker im Besonderen werden Michaels Lehre von der Entwicklung eines „schweigenden Zeugen“ im täglichen Leben wiedererkennen.
Luke Davey
Buchrezension 3
Gott „kennen“
Salim Michael lernte aus Büchern nichts von Wert; nur direkte Erfahrung oder „Wissen“ zählten für ihn. Tatsächlich war ein Lernen aus Büchern in Salim Michaels Fall bis zum Alter von zwanzig Jahren ausgeschlossen, da er ein völliger Analphabet war, der weder lesen, noch schreiben, noch rechnen konnte. Er schreibt daher so, wie ich mir vorstellen würde, dass alle wahrhaft großen Lehrer der Vergangenheit geschrieben hätten (wenn sie überhaupt geschrieben hätten, was nicht sicher ist). Er hegt absolut keinen Zweifel an der Existenz der Göttlichen Quelle, wie er Gott nennt, weil er dieses „Wissen“ erfahren hat.
Folglich ist das Buch eine Fundgrube an kompromissloser ehrlicher Beobachtung, intuitiven Einsichten und Ratschlägen, an denen man schwerlich etwas aussetzen kann, geschrieben in einem Stil, der ebenso berührt, wie informiert und unterrichtet. So heißt es in seinem Vorwort:
„Ich habe bemerkt, dass die Leute eine merkwürdige Neigung haben, zu glauben, dass sie, sobald sie einer Sache einen Namen geben können, alles über sie wüssten und sie nun mit gutem Gewissen beiseitelegen und vergessen könnten. Deswegen habe ich absichtlich vermieden, gewisse Dinge bei ihrem gebräuchlichen Namen zu nennen, um im Sucher das Gefühl und den Wunsch anzuregen, zu suchen.“
Und weiter in der Einführung: „Bevor der Aspirant … auch nur den Saum des Mystizismus berühren und verstehen kann …, muss er aus seinem tiefsten Inneren verstehen, dass ihm seine spirituellen Bemühungen nicht viel Gewinn bringen werden – und vielleicht sogar steril bleiben werden – wenn sie nicht mit der Entwicklung einer moralischen Integrität Hand in Hand gehen.“
Und in „Die Aufmerksamkeit und ihre Bedeutung“: „Der Sucher muss erkennen, dass er wissentlich oder unwissentlich den besonderen Zustand, zu dem er seine Aufmerksamkeit gravitieren lässt, nähren und kristallisieren wird und ihm erlauben wird, Wurzeln in ihm zu schlagen und zu wachsen.“
Die Kapitel über jemandes Verhalten, wenn er alleine ist („er wird sich sehr täuschen, wenn er glaubt, sich in seinem privaten Leben verhalten zu können, wie es ihm beliebt…“), wenn er draußen geht („…die zwingende Notwendigkeit zu sehen, auch beim Tätigsein in einem Zustand intensiver innerer Sammlung zu bleiben, und nicht nur, wenn er hinter Klostermauern oder in seinem Zimmer ruhig meditiert.“) und über „Sehen und Hören“ („…schaut er für gewöhnlich, aber sieht nicht, hört zu, aber hört nicht.“) veranschaulichen Salim Michaels gesamtes „Wissen“ aus eigener Erfahrung.
Seltsamerweise, und das ist vielleicht ein Beispiel für die „Für-jeden-etwas-Qualität“, die dieses Buch kennzeichnet, war es nicht ein Satz aus den Kapiteln über philosophische Fragen wie „Mann und Frau“, „Mutter und Kind“, „Nahrung und Mensch“, der mich am meisten betroffen machte, wie ich erwartet hätte, sondern es war die abschließende Bemerkung in dem Kapitel „Die Spur, die Gedanken, Worte und Taten hinterlassen“.
Seinen (an sich nicht neuen) Glauben, dass alles, was wir denken, sagen oder tun, sich in einer Vielzahl von sichtbaren und unsichtbaren Ebenen wellenförmig ausbreite, zusammenfassend, trifft er die Feststellung, dass, während Göttliches Licht oder Gnade mühsam errungen werde („mit so viel Schweiß und stillem Leid“), dieses später uneingeschränkt an andere weitergegeben werden müsse, „ohne dafür etwas zurückzufordern“. Und er folgert: „Was die Erde gibt, nimmt sie immer in der einen oder anderen Form zurück; aber was die Sonne gibt, wird großzügig gegeben und nie zurückgenommen.“
Ohne Scham bekenne ich, dass ich an diesem Punkt einen Kloß in meiner Kehle spürte, denn ich erkannte, dass es genau das ist, was Michael Salim erreicht hat und was dieses ungewöhnliche Buch verkörpert.