6 – Die Meditation

Für eine bestimmte Zeit am Tag bewegungslos zu verharren, ist notwendig, um sich von den Eindrücken freizumachen, die ständig aus der Außenwelt auf einen einstürmen, und um innerlich in einem kontinuierlichen Jetzt leer und verfügbar zu bleiben. Das fordert vom Sucher eine stete Aufmerksamkeit und einen Verzicht auf Gedanken, die nicht aufhören werden, in ihm aufzusteigen und sich seinem Wunsch, konzentriert zu bleiben, zu widersetzen.

La Quête Suprême (Die höchste Suche) – Kapitel 1

Jede Meditationspraxis zielt im Wesentlichen darauf ab, den Aspiranten von sich selbst zu lösen – ihn von seiner gewöhnlichen Individualität und dem gewohnten Gefühl zu lösen, das er von sich hat, entstanden in einer weit zurückliegenden Zeit, und das er aufgrund einer langen Konditionierung für seine einzige Identität hält –, um im Inneren seines Wesens den anderen Aspekt seiner Doppelnatur zu entdecken, der ihm für gewöhnlich verborgen bleibt, weil sein Interesse und seine Aufmerksamkeit unablässig ausschließlich auf die Außenwelt gerichtet sind.
Hinter dem dichten Schirm seiner körperlichen Form, hinter seiner üblichen Individualität und seiner kleinen Welt und allem, was er für sich selbst hält, existiert im Menschen ein anderes Universum von äußerster Feinheit und ätherischer Transparenz, ein unbeschreibliches und leuchtendes inneres Universum, das seine Wahre Natur, seine Göttliche Natur ist.

Dans le Silence de l’Insondable (In der Stille des Unergründlichen) – Kapitel 7

Das wichtigste Ziel der Meditation ist es, Sucher zu lehren, in der Gegenwart zu sein und zu leben; nur so können sie hoffen, die nötige Kraft in sich zu finden, um das gewünschte Höchste Ziel – die Befreiung – erreichen zu können. Daher ist es von größter Bedeutung für sie, von Anfang ihrer Suche an zu verstehen, dass, in der Gegenwart zu sein, eng mit der Bewusstheit von sich selbst verknüpft ist. Dies ist der Schlüssel, der die Tür zu einer echten spirituellen Praxis öffnet.

Les Fruits du Chemin de l’Eveil (Die Früchte des Weges zum Erwachen) – Kapitel 1

Im Laufe zahlloser  Versuche, während seiner Meditationssitzungen aufmerksam und selbstgegenwärtig zu bleiben, wird der Aspirant bestürzt bemerken, dass er nach nur wenigen Minuten (oder gar Sekunden) von aufdringlichen Gedanken und Bildern, die unaufhörlich in seinem Geist vorbeiziehen, fortgetragen wird und sich erneut in diese unerklärliche und beunruhigende Abwesenheit zu sich selbst gehüllt findet, in der er, sozusagen, oft und sogar lange schläft, bevor er erkennt, was ihm geschehen ist!
Erst, wenn er durch ein plötzliches Wiedergewinnen seiner Bewusstheit zu sich zurückgerufen wird, erkennt er, dass er wieder einmal in diesen verschwommenen Zustand der Tagträumerei  und der inneren Abwesenheit getaucht war; und indem er feststellt, welche Schwierigkeiten er erfährt, wenn er versucht zu vermeiden, darin zu versinken, beginnt er die wahre Bedeutung des „Erwachens“, von dem Buddha gesprochen hat, zu verstehen!

Dans le Silence de l’Insondable (In der Stille des Unergründlichen) – Kapitel 5

Man hört gewöhnlich, alles, was man zu tun habe, sei zu beobachten, was im eigenen Geist vor sich geht, um davon befreit zu werden. Jedoch, wenn der Sucher versucht, dem Wirken seines rebellischen Geistes aus seinem üblichen Zustand des Bewusstseins heraus zu folgen (der, ohne dass er es erkennt, ein Zustand passiven Bewusstseins ist), wird er, ohne zu merken, was ihm geschehen ist, als Geisel genommen und von genau den Gedanken, die in quälen, in Ketten gelegt. /…/
Es muss dem Sucher gelingen, die unerlässlichen Bemühungen zu machen, konzentriert zu bleiben, aber nicht durch Zwang (welchen auszuüben man anfangs Gefahr läuft), sondern aus einem echten Bedürfnis heraus, dies zu tun; mit anderen Worten, er muss einen Punkt erreichen, wo die Bemühung, seine Konzentration zu halten, zu einem echten Genuss wird – wie das bei einigen seltenen großen Malern und Komponisten der Fall ist. Er muss zu der Erkenntnis kommen, dass auf diesem Gebiet jedes Ergebnis, das durch Zwang zustande gekommen ist, letztendlich unbefriedigend oder sogar frustrierend sein muss, und sich in manchen Fällen so störend auf ihn auswirken kann, dass er vielleicht überhaupt nicht mehr meditieren möchte.
Wenn der Aspirant es schafft, seine Konzentration während der Meditationssitzungen für eine ausreichend lange Periode wirklich anhaltend und schwankungslos werden zu lassen, wird er sich von einer seltsamen und subtilen Freude ergriffen fühlen, die sein Wesen überflutet und ihn völlig überwältigt; eine Freude, die nicht von dieser Welt ist, begleitet von einer ruhigen Glückseligkeit, die ihm bei seinen zukünftigen Bestrebungen, konzentriert zu bleiben, helfen und beistehen wird, ganz gleich, welcher spirituellen Praxis er sich widmet.