8 – Die Gewohnheiten

Trotzdem werden in ihm Widerstände entstehen, die aus der Gewohnheit und der Schwere herrühren. Durch das Verstehen dessen, was für ihn auf dem Spiel steht, wird es ihm gelingen können, sein Interesse zu mobilisieren, um diese Weigerungen zu überwinden, die noch lange Zeit nicht aufhören werden, sich in ihm zu erheben.

Der Weg der inneren Wachsamkeit – Kapitel 35

Die Gedanken eines Menschen und seine Art, sich zu fühlen, sind wie die fließenden Wasser eines Flusses. Wenn der Fluss einmal eine bestimmte Richtung eingeschlagen und sich seinen Weg gebahnt hat, wird er aus Gewohnheit fortfahren, in diese bestimmte Richtung zu fließen, und wird sich immer tiefer in sein Bett graben, sofern nicht gezielt etwas unternommen wird, um seinen Lauf zu verändern.
Man kann daher verstehen, dass so, wie die Wasser eines Flusses weiterfließen und sich immer tiefer in das Bett graben werden, das von all den früheren Wassern gebahnt wurde, die in diese Richtung flossen – es sei denn, sie wurden durch eine vorsätzliche äußere Maßnahme abgelenkt–, ist es auch mit der Seinsweise der Menschheit und der Seinsweise aller lebenden Geschöpfe. Auch sie werden fortfahren, sich entlang des Pfades vorwärts zu bewegen, den sie ursprünglich eingeschlagen haben, wobei sie diesen Trend unaufhörlich verstärken und intensivieren werden, wenn nicht etwas geschieht, um ihn zu verändern.

S’éveiller, une question de Vie ou de Mort (Erwachen, eine Frage von Leben oder Tod) – Kapitel 13

Die fortwährenden rhythmischen Wiederholungen im Universum und in der Natur – wie die kreisförmige Bahn der Sonne um das Zentrum der Milchstraße, der Erde um die Sonne, des Mondes um die Erde, sowie die zyklische Wiederkehr der Jahreszeiten, von Tag und Nacht, usw. – erweisen sich als lebenswichtige Notwendigkeiten bei der Herstellung des Gleichgewichts, das für das Erscheinen, die Fortdauer und das Überleben der Spezies unentbehrlich ist.
Jedoch, im Innersten dieser konstanten, periodisch wiederkehrenden Bewegungen, mit denen sie beschäftigt ist, strebt die Große Natur ständig danach, neue Lebensformen zu erschaffen, auf der Suche nach etwas, das der Mensch von seinen gewohnten Ebenen des Seins und Bewusstseins aus nicht verstehen kann. Dieser Prozess der Wiederholung und Veränderung macht eine Erneuerung möglich – die unausweichlich die Unbeständigkeit jeder manifestierten Schöpfung beinhaltet –, durch die sie ihre Suche nach einer Form der Vollkommenheit weiterverfolgen kann, die sie auf so geheimnisvolle Weise zu erreichen sucht, um einem rätselhaften Bedürfnis des Unendlichen zu entsprechen. Der Mensch jedoch, im Gegensatz zur Großen Natur, die auf ihrer unermüdlichen Suche nach Verbesserung in ständiger Bewegung ist, hat eine unglückselige Tendenz zur Trägheit, die ihn ungewollt drängt, sich, sobald er etwas gelernt oder erfahren hat, mit dem zufrieden zu geben, was er verstanden zu haben glaubt.
In allem, was die Große Natur macht, sowie hinter diesen geheimnisvollen Wiederholungen, die im Fluss des Daseins ablaufen, liegt eine tiefe Intelligenz; eine ganz spezielle Intelligenz, die dem Menschen fehlt. Daher haben Wiederholungen, was Letzteren betrifft, eine einschläfernde Wirkung auf ihn! Wenn er einmal etwas gedacht, gesagt oder getan hat, entsteht der unwiderstehliche Impuls in ihm, dies zu wiederholen; aber die ständigen Wiederholungen werden schließlich mechanisch, mit dem Ergebnis, dass alles, was er denkt, sagt oder tut, seines Lebens beraubt wird, und zwar zu seinem Schaden. Es entspricht daher nicht der Wirklichkeit der verschiedenen Situationen, in denen er sich befindet.

Les Fruits du chemin de l’Eveil (Die Früchte des Weges zum Erwachen) – Kapitel 1

Zu Beginn dieses Eintauchens in sich selbst, eines Eintauchens in eine Welt, die ihm derart fremd ist, fällt es ihm sehr schwer zu verstehen, dass der Grund, warum er in seinen üblichen Zustand des Seins zurückfällt, nachdem er die nötigen Anstrengungen gemacht hat, seiner selbst bewusster zu werden, ist, dass er sich beeilt, sich so wiederzufinden, wie er sich für gewöhnlich kennt; dies ist ein Zustand des Seins, der ihm vertraut geworden ist, in dem er den Eindruck hat, sich in Sicherheit zu befinden und der ihm im Grunde, ohne dass er sich das eingestehen mag, gefällt. Tatsächlich, wenn er offen zu sich selbst sein möchte, beunruhigt ihn alles, was ihm ungewohnt ist.

Dans le Silence de l’Insondable (In der Stille des Unergründlichen) – Kapitel 15

Es ist wesentlich für den Aspiranten zu verstehen, dass, ohne dass er sich dessen bewusst ist, seine Weise zu sein, zu handeln, zu denken, sich zu fühlen, das Leben zu sehen, nicht zu vergessen die Art der Wünsche, die er in sich trägt und die nie infrage gestellt werden, durch  ihre Wiederholung zu Gewohnheiten werden, die er, ohne es zu wissen, in den Tod mitnehmen wird – Gewohnheiten, die ohne eine rigorose spirituelle Praxis schwer zu ändern sind.
Wenn ihm bestimmt ist, zu reinkarnieren, wird er ins Dasein zurückkehren, indem er seine Gewohnheiten aus der Vergangenheit mitbringt, die durch stete Wiederholung eben die Bedingungen für seine Wiederkehr erzeugen werden. Er wird sich daher von einer Inkarnation zur anderen in den gleichen Situationen wiederfinden, erfüllt von der gleichen Art Wünsche, unwiderstehlich zu denselben Personen (oder demselben Typ von Personen) hingezogen, sich denselben Tätigkeiten widmend, die ihm früher so am Herzen lagen, etc., wobei ihn das alles als Gefangenen der Wiederkehr festhält – von der er sich gerade befreien muss, wenn er das Nirvana oder das Himmelreich erlangen möchte.