9 – Der Tod

Wenn der Sucher es schaffen wird, lange genug konzentriert zu bleiben, wird es ihm möglich sein, wenigstens die ersten Anzeichen eines (Bild-)schirms leuchtenden Bewusstseins zu erkennen, der sein wahres Sein ist. Er wird dann erkennen, dass es ihm möglich ist, ohne seinen Körper zu existieren, was eine unschätzbare Hilfe darstellen wird, um dem entscheidenden Augenblick zu begegnen, in dem er seine körperliche Hülle verlassen muss.

Inneres Erwachen und Praxis des Nada-Yoga – Kapitel 9

Es ist möglich, dass sich der Sucher zu Beginn seines geheimnisvollen spirituellen Abenteuers nicht bewusst wird, dass dieser innere Akt des „Sich-Lassens“, der für ihn allmählich zu einer dauerhaften und natürlichen Weise des Seins werden muss, in Wirklichkeit ein Training und eine wichtige Vorbereitung für die Stunde seines Todes darstellt — die Stunde der Auflösung seiner körperlichen Form, der kein lebendes Geschöpf (das aus einem für gewöhnlich unerfindlichen Grund einen sichtbaren Körper angenommen hat), kein himmlisches Gestirn, ja nicht einmal das Universum selbst entgehen kann.
Zu verstehen, sich innerlich zu lassen, wird für den Aspiranten eine unschätzbare Hilfe sein, wenn plötzlich die Stunde seines physischen Todes eintreten und er von einer unsichtbaren Kraft hinweggenommen werden wird, angesichts derer er sich völlig machtlos fühlen wird. In diesem schicksalhaften Moment wird es für ihn außerordentlich wertvoll sein, sich mit dieser feinen inneren Vorgehensweise des „Sich-Lassens“ schon vertraut gemacht zu haben.
Tatsächlich muss jede spirituelle Arbeit des Suchers eine Vorbereitung für diese unerbittliche Stunde, für diesen entscheidenden Moment sein, in dem er in etwas eingeweiht wird, dessen Unermesslichkeit er für gewöhnlich nicht erfassen kann, außer er hatte schon während seiner Meditation einen kurzen Einblick in diesen rätselhaften Zustand, in den er nach seinem Tod wieder absorbiert werden wird; er wird dann vertrauensvoller sein und sich innerlich ohne Angst loslassen können, wenn diese Stunde für ihn kommt.

S’éveiller, une question de Vie ou de Mort (Erwachen: Eine Frage von Leben oder Tod) – Kapitel 3

Um nicht entmutigt zu werden, muss er wissen, dass im Gegensatz zu dem, was er sich vorstellen könnte, eine echte Meditationspraxis anfangs keineswegs leicht auszuführen ist; sie erfordert von ihm die intensivste Anstrengung, deren er fähig ist und der er mit unermüdlicher Entschlossenheit nachgehen muss, um eines Tages einen anderen Bewusstseinszustand in sich zu erreichen, einen ganz besonderen Bewusstseinszustand, der ihm normalerweise fehlt.
Der Aspirant muss begreifen, dass das, was von ihm verlangt wird und was sich von dem, was er zu tun gewöhnt ist, als so verschieden erweist, ist, in sich selbst einzutauchen, in eine unsichtbare Welt, die ihm bis dahin unbekannt war, auf der Suche nach der Quelle, aus der er ursprünglich hervorgegangen ist und in die er am Ende seines irdischen Daseins – das von Anfang an dazu bestimmt ist, temporär zu sein – wieder eintauchen wird. Er muss verstehen, dass das Wiedererkennen dieses rätselhaften Aspektes seiner Natur von seiner Fähigkeit abhängt zu akzeptieren, alles loszulassen – ehrgeizige Pläne, Vorstellungen, Träumereien, etc. – wenn er diesen Abstieg in sich selbst vollzieht!

Du Fond des Brumes (Aus den Tiefen des Nebels)

8 – Hakkor, der Reuige (Kommentar zu der Geschichte)

Man erinnere sich, dass das Hauptziel einer spirituellen Praxis sein sollte, in der Meditation einen anderen Zustand des Seins und Bewusstseins zu erkennen, der unabhängig von der greifbaren Welt ist und den man nach dem Tod wiederfinden wird. Man wird dann erkennen, dass es möglich ist, ohne Unterstützung eines Körpers zu existieren und wird nicht mehr die gleiche Angst haben, seine irdische Hülle zu verlieren.

9 – Das Gewicht eines Wortes (Kommentar zu der Geschichte)

Der Mensch hat sich so daran gewöhnt, nur seinen Sinnen Glauben zu schenken – dem, was er berühren, empfinden, sehen, hören, schmecken kann –, dass ihn die bloße Idee von etwas Unpersönlichem, Formlosem, Unsichtbarem jenseits alles Greifbaren abstößt und erschreckt.

Bei seiner Geburt in diese Daseinsform bekommt er einen Namen, den er unauflöslich mit seinem Körper verbindet. Sein Name und sein Körper bilden ein Ganzes, das er „Ich“ zu nennen pflegt. Und er kann sich nicht vorstellen, dass es möglich sei, wenn man seine wahre Natur erkannt hat, die das Nirvana ist, ohne seinen Körper zu existieren.
Der Sucher muss erkennen, dass sich die Identifikation mit seinem Körper, den er unwissentlich für sich selbst hält und ohne den er sich nicht mehr wiedererkennen zu können glaubt,  als das wichtigste Hindernis für seine Befreiung erweist – oder, genauer gesagt, ist es gerade die Identifikation mit dem eigenen Körper, von der er sich befreien soll.