Um zu dieser Erfahrung zu gelangen, muss der Sucher aus dem nebelhaften Zustand inneren Geschwätzes erwachen, in den er getaucht ist und den er als normal ansieht. Er muss sich des automatischen Flusses unkontrollierter Gedanken bewusst werden, die in seinem Geist pausenlos aufeinander folgen.
Dans le silence de l’insondable (In der Stille des Unergründlichen) – Kapitel 1
So wie der Mensch für gewöhnlich ist, kann er, aufgrund eines sehr merkwürdigen Zustandes der Abwesenheit zu sich selbst, in dem sich sein Leben im Allgemeinen abspielt, unmöglich vermuten, dass er, wenn er aus seinem nächtlichen Schlaf auftaucht, trotzdem weiter schläft, nur auf eine andere Art, die sich ihm entzieht.
Denn so, wie sein Bewusstsein im Laufe seiner nächtlichen Träume unaufhörliche Veränderungen durchmacht (abhängig von der Art seiner Gedanken und Vorstellungen, die in ihm entstehen und vergehen, und zwar ohne Kontrolle von seiner Seite), so ist er während des Tages unwissentlich die Beute geistiger Prozesse, die ebenso unkontrolliert und ungeordnet ablaufen. Doch, wie gesagt, ist er sich dessen aufgrund seiner Abwesenheit zu sich selbst nicht bewusst. Und genau wegen dieses tragischen Zustandes des Wachschlafes, in dem der Durchschnittsmensch lebt, sieht sich die Menschheit in ein derartiges Chaos getaucht und erfährt solches Leid.
Wenn jemand in seinem nächtlichen Schlaf versunken ist, weiß er nicht, dass er schläft! Erst beim Aufwachen kann er sich der Tatsache bewusst werden, dass er noch vor einem Augenblick geschlafen hat. Das Gleiche gilt für den Sucher; erst wenn er es, dank einer spezifischen Konzentrationsübung, schafft, sich etwas von seinem üblichen Zustand innerer Abwesenheit zu lösen, kann er sich klar darüber werden, dass er tatsächlich einen Moment vorher in sich geschlafen hat.
Genau diese Tatsache, nämlich seinen üblichen Zustand der inneren Abwesenheit, oder mit anderen Worten, des Wachschlafes, in den er einen Moment früher gehüllt war, und den kurzen Augenblick, in dem es ihm geglückt war, ein wenig aufzuwachen, klar unterschieden zu haben, stellt den entscheidenden Schritt, ja die Essenz schlechthin jeder spirituellen Arbeit dar, die er an sich durchzuführen hat.
Les Fruits du Chemin de l’Eveil (Die Früchte des Weges zum Erwachen) – Kapitel 10
Es ist wenig wahrscheinlich, dass Sucher die volle Tragweite der Tragödie dieser merkwürdigen Abwesenheit zu sich selbst verstehen, die sie, ohne dass sie es merken, erfasst, sobald sie aufhören, sich während ihrer Meditationssitzungen oder ihrer spirituellen Übungen zu konzentrieren, und in der sie wegen der seltsamen hypnotischen Kraft, die sie auf ihr Wesen ausübt, für den Rest des Tages oder gar ihres Daseins verharren können. Wenn sie sich daher wieder hinsetzen, um ihre Meditation neu zu beginnen, fangen sie, ohne sich dessen bewusst zu sein, wieder bei null an.
Und sie müssen – wenn sie es ernst genug meinen – erneut lange und beschwerliche Anstrengungen machen, um während ihrer Meditationspraxis innerlich wieder „hochzuklettern“, bevor sie mehr oder weniger einen Zustand des Seins und Bewusstseins erreichen können, der sie etwas erhebt. Jedoch, sobald sie mit ihrer Konzentration aufhören, werden sie vor dem gleichen Problem stehen: diesem dunklen, quasi unüberwindlichen Wachschlaf, der sie wieder verschlingt, wenn sie sich im Nebel ihrer üblichen Tagträumereien verlieren.
Inneres Erwachen und Praxis des Nada-Yoga – Kapitel 8
Die Tragödie seiner Inkarnation besteht in der Tatsache, dass der Mensch, ohne sich dessen bewusst zu sein, nie im gegenwärtigen Augenblick lebt; er projiziert sich ununterbrochen in die Zukunft und nimmt diese ständig vorweg. Dazu kommt, dass sein Blick auf die Zukunft gerichtet ist, indem er diese immer nur mit seinen Erfahrungen aus der Vergangenheit vergleicht, denn es gelingt ihm weder, das, was er war, noch seine Vorstellungen von dem, was er werden wird, aus seinem Geist zu löschen. So hört die Vergangenheit für ihn nicht auf, sich auf die Zukunft zu projizieren, und die Ewigkeit, die sich in der Gegenwart befindet, entgeht ihm laufend.
Kaum ist der gegenwärtige Augenblick da, verschwindet er auch schon wieder in dem, was ihm ein unergründliches Nichts zu sein scheint. Jeder Augenblick ist eine Bewegung auf einen anderen zu und wird in jedem Sekundenbruchteil zu einem anderen Augenblick. Dennoch bleibt hinter dieser ununterbrochenen Bewegung der Zeit etwas geheimnisvoll unverändert. Trotz der kontinuierlichen Veränderungen des äußeren Lebens und trotz der unaufhörlichen Bewegung der Zeit kann der Mensch, ohne dass es ihm bewusst ist, nicht anders, als das unerklärliche und seltsame Gefühl zu haben, für immer zu existieren oder zu sein!